Für die Präsentation auf den Außenwänden des Galeriegebäudes „Portikus“, in Sichtweite zum Deutschen Bergbaumuseum in Bochum, sind die textilen Arbeiten der Künstlerin Petra Füth an Bäumen befestigt in einem Wald fotografiert, wobei die umgebende Natur das jeweilige Bild umrahmt. Die so entstandenen Fotografien sind auf wetterfestem Material gedruckt und stellen die Arbeiten der Künstlerin vergrößert dar.
Der Reproduktion der Leinwände in natürlicher Umgebung mit deren Einbezug in die Fotografie liegt der Anspruch zu Grunde, die Aufmerksamkeit der Passanten auf die Außen-Ausstellung zu lenken. Also zunächst die Abbildung eines Baumes im Wald wahrzunehmen und sich dann im Zentrum der fotografischen Aufnahme mit dem eigentlichen Ausstellungsobjekt, der Stoffarbeit von Petra Füth konfrontiert zu sehen.
Die Künstlerin bearbeitet den Stoff um Assoziationen und Interpretationen von Themen wie Vergänglichkeit, Transparenz, Schutz und Verbindung hervorzurufen. In der Geschichte wurde Stoff oft mit Weiblichkeit und Fürsorge assoziiert.
Petra Füth nutzt ihre Arbeit auch als Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit des Lebens. Den Stoff, der oft als temporäres und vergängliches Material betrachtet wird, setzt die Künstlerin als Metapher für den Wandel des Lebens ein. Sie erinnert uns daran, dass alles im Leben vergänglich ist und sich ständig im Prozess des Werdens und Vergehens befindet.
Die Verbindung von Stoff und Leinwand bedeutet für die Künstlerin auch die Auseinandersetzung mit der Idee der Schichtung und Überlagerung von Erfahrungen und Erinnerungen. Der aufgebrachte Stoff steht für sie als eine Art von metaphorischem Gedächtnis, das die Vergangenheit und die Gegenwart auf einer einzigen Oberfläche vereint.
raumSchau. Aktuelle Kunst.
Petra Füth . Bild II , „Die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt“
PORTIKUS, Herner Straße 42N, 44791 Bochum
Neues Bild vom 18.01.12 – 15.02.12, täglich von 0-24 Uhr
Im Rahmen der Ausstellung „Die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt“ fand zum 18. Januar der geplante „Bildwechsel“ statt. Nach „Bild I“ von Bernd Leistikow hat Petra Füth nun „Bild II“ gestaltet. Auch diese Arbeit ist im PORTIKUS für vier Wochen täglich 24 Stunden lang zu sehen.
Die Grundsituation bleibt gleich. Eine kurze Rekapitulation zur Erinnerung: Dreh- und Angelpunkt des Ausstellungskonzepts ist ein Türspion. Dieser, umgekehrt in die verschlossene Eingangstür montiert, ermöglicht den Blick in den Ausstellungsraum – zu jeder Tages- und Nachtzeit. Der ungewohnt große Querschnitt der Linse bietet eine klare Sicht, ihr starker Weitwinkel provoziert jedoch eine irritierende Künstlichkeit des Wahrgenommenen. Die Innenbeleuchtung, im Grundzustand ausgeschaltet, wird von außen mittels einer Taste aktiviert. Ein programmiertes Schaltrelais löscht das Licht nach einiger Zeit.
„Bild II“ zeigt eine Arbeit der
Bochumer Künstlerin Petra Füth. Die Installation entstand in direktem Dialog mit der besonderen Ausstellungssituation. Ein durch senkrecht hängende Stoffe eingegrenzter Raum bildet mit der
Eingangstür als Basis ein gleichschenkliges Dreieck ab. Der Einblick in diese Situation erfolgt exakt auf der Symmetrieachse. In dieser Dreiwändigkeit sind vier Flächen gestaltet - es gibt ein
Oben, Unten, Rechts und Links. Durch Hinterleuchtung der unterschiedlich breiten, einfarbigen und gemusterten Stoffbahnen verwischen die Grenzen der Installation. Zusätzliche träge Bewegungen des
Stoffmaterials in einem Luftstrom lassen ein transparentes Raumgefühl entstehen.
Im Gegensatz zum geradezu monochrom erscheinenden Bild I von Bernd Leistikow spielt die Arbeit von Petra Füth mit außerordentlicher Vielfarbigkeit. Deren
Lebendigkeit verdeutlicht sich durch die nach wenigen Sekunden nach Beleuchtungsbeginn einsetzende Bewegung der Stoffe.
In diesem Augenblick transformiert das vermeintliche Tafelbild in räumliche Dimensionen und die Dramaturgie der Wahrnehmung im Sinne des Ausstellungstitels beginnt
zu wirken. Der Betrachter (die Außenwelt) erblickt eine dreidimensionale Installation (die Innenwelt) per einäugiger Türspion-Durchsicht und somit zwangsläufig zweidimensional. Erst die durch
Bewegung mitgeteilte dritte Dimension vermittelt die Illusion räumlichen Sehens. Die erlebte Wahrnehmung ist also ein reines „Kopfprodukt“ - die Innenwelt der Außenwelt der
Innenwelt.