raumSchau. Aktuelle Kunst im PORTIKUS vor dem Bergbaumuseum Bochum Hernerstr.
Bild II 18.1. - 15.2012
Dreh- und Angelpunkt des Konzepts ist ein Türspion. Dieser, umgekehrt in die verschlossene Eingangstür montiert, ermöglicht den Blick in den Ausstellungsraum – zu jeder Tages- und Nachtzeit. Der ungewohnt große Querschnitt der Linse bietet eine klare Sicht, ihr starker Weitwinkel provoziert jedoch eine irritierende Künstlichkeit des Wahrgenommenen. Die Innenbeleuchtung, im Grundzustand ausgeschaltet, wird von außen mittels einer Taste aktiviert. Ein programmiertes Schaltrelais löscht das Licht nach einiger Zeit.
„Bild II“ zeigt eine Arbeit der
Bochumer Künstlerin Petra Füth. Die Installation entstand in direktem Dialog mit der besonderen Ausstellungssituation. Ein durch senkrecht hängende Stoffe eingegrenzter Raum bildet mit der
Eingangstür als Basis ein gleichschenkliges Dreieck ab. Der Einblick in diese Situation erfolgt exakt auf der Symmetrieachse. In dieser Dreiwändigkeit sind vier Flächen gestaltet - es gibt ein
Oben, Unten, Rechts und Links. Durch Hinterleuchtung der unterschiedlich breiten, einfarbigen und gemusterten Stoffbahnen verwischen die Grenzen der Installation. Zusätzliche träge Bewegungen des
Stoffmaterials in einem Luftstrom lassen ein transparentes Raumgefühl entstehen.
Im Gegensatz zum geradezu monochrom erscheinenden Bild I von Bernd Leistikow spielt die Arbeit von Petra Füth mit außerordentlicher Vielfarbigkeit. Deren
Lebendigkeit verdeutlicht sich durch die nach wenigen Sekunden nach Beleuchtungsbeginn einsetzende Bewegung der Stoffe.
In diesem Augenblick transformiert das vermeintliche Tafelbild in räumliche Dimensionen und die Dramaturgie der Wahrnehmung im Sinne des Ausstellungstitels beginnt
zu wirken. Der Betrachter (die Außenwelt) erblickt eine dreidimensionale Installation (die Innenwelt) per einäugiger Türspion-Durchsicht und somit zwangsläufig zweidimensional. Erst die durch
Bewegung mitgeteilte dritte Dimension vermittelt die Illusion räumlichen Sehens. Die erlebte Wahrnehmung ist also ein reines „Kopfprodukt“ - die Innenwelt der Außenwelt der
Innenwelt.